Kölns freie Theaterszene feiert die Theaterpreise 2025

Dezember 20, 2025 Theater

Zur besten Nachwuchsschauspielerin gekürt: Paula Götz freut sich über den „Puck“. – Foto: JS

Anfang Dezember feierte Kölns Tanz- und Theaterszene im Mediapark sich und ihre Besten: Im Komed-Saal der SK Stiftung Kultur wurden in sieben Sparten Theaterpreise verliehen, seit nun schon 36 Jahren Höhepunkt einer Spielzeit. Möglich machen das zahlreiche Sponsoren, bundesweit ein einmaliges gesellschaftliches Engagement. Passend zur mit 30 Spielstätten und 50 freien Ensembles stärksten freien Szenen in Deutschland. Und es gab eine Premiere: Erstmals gab es auch einen Zirkuspreis.

Kölner Zirkuspreis

Seine Verleihung machte den Anfang des Abends. Gestiftet haben das Preisgeld von 5.000 Euro der Verein Atemzug und die KunstSalon Stiftung. Als erste darüber freuen konnten sich die Akteure von „Inside Jungling – ein Experiment mit Keulen und Kamera“, ein Produktion von Hippana.Maleta mit der Kölner Studiobühne und T-Werk Potsdam. „Ein faszinierendes Kunstwerk von großer Kraft und poetischer Tiefe – zeitgenössischer Zirkus in seiner reinsten Form: mutig, klar und bewegend.“ . . “, begründete die Jury ihre Entscheidung. so die Jury.

Kölner Ehrentheaterpreis

Während in diesem und den anderen Sparten die Preisträger erst am Abend in Hollywood-Manier „And the winner is“ aus einem Briefumschlag gezogen werden, steht der Gewinner des Ehrentheaterehrenpreis schon Wochen vorher fest. In diesem Jahr ist es Christos Nicopoulos. Der langjährige Chef des Horizont-Theaters habe dieses nicht nur vor dem Aus gerettet, sondern es „mit Engagement, Menschlichkeit und künstlerischer Vision das Theater zu einem lebendigen, sozialen Ort gemacht, der Menschen verbindet und Gemeinschaft stiftet: Eine wichtige Facette im Kölner Kulturleben“, so die Jury. Netcologne stiftet seit Beginn 3.000 Euro.

Tim van Lepel, Geschäftsführer von NetCologne, überreicht das Preisgeld an den Ehrenpreisträger Christos Nicopoulos. – Foto: JS

Kölner Kinder- und Jugendtheaterpreis

Bestes Jugendtheater war „Random“, eine Produktion des Klüngelpütz-Theaters, dafür gab’s für Regisseurin Alice Janeczek 5.000 Euro von der GAG. Die Jury lobte „den perfekten GHrat zwischen Witz und Kritik“. Das Stück halte „unserer Handy-Gesellschaft den Spiegel vor, ohne zu verurteilen“.

Kölner Tanztheaterpreis

In der Sparte Tanztheater gingen 10.000 Euro, gestiftet von der KunstSalon-Stiftung, an die TanzFaktur Köln und die Produktion „Langes Wochenende“ von Elsa Artmann. „Sie und ihr Kollektiv verbinden Sprache, Körper und Musik mit einer beeindruckenden Genauigkeit. Dabei werden Nähe und Distanz immer wieder neu verhandelt – politisch, poetisch und zugleich nahbar“, hieß es unter anderem in der Jury-Begründung.

„Puck“ – Nachwuchspreis für junge Schauspieler*innen

In die Fußstapfen etwa von Annette Frier, Carolin Pohl oder Moritz Heidelbach kann Paula Götz treten. Sie erhielt den „Puck“, den Preis für die beste Nachwuchsdarstellerin. Neben 2.500 Euro – ausgelobt von der Theatergemeinde Köln, bereitgestellt von der RheinEnergie – gibt es hier als einzige Sparte auch eine handfeste Trophäe. Götz hat Jury und Kölns Theaterpublikum mit ihrer Hommage an das Freundinnenpaar Edith Piaf und Marlene Dietrich überzeugt: „Den ständigen Rollenwechsel gestaltet sie spannen, weil variabel, mit Gefühl für den historischen Kontext skizziert sie dabei eine große Bandbreite an Emotionen.“

Kölner Darsteller*innenpreis

Als beste Darstellerin wurde Franziska Ferrari ausgezeichnet – für ihr Spiel in „Riesen Probleme“, „Titanic“ und „Balkis – eine magische Mission (alle Comedia Theater). „Sie verleiht jedem Wesen eine Seele, ob manisches Drachenweibchen oder frustrierte Schnecke. Sie gibt sich mit Hingabe und Komik großen Gefühlen hin und beherrscht die ganze Klaviatur von leiser Tragik bis lautem Kitsch“. Dafür gab’s 7.000 Euro, bereitgestellt von der Sparkasse KölnBonn.

Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater

Eine Überraschung wartete beim Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater, vom Verein der Freien Volksbühne mit 5.000 Euro. Es ist der einzige Preis, für den die Jury auch Inszenierungen des Kölner Schauspiels besucht. Erstmals wurde der Preis zweigeteilt: Er ging an „Jeder stirbt für sich allein“, eine Produktion von The Beautiful Minds nach dem Roman von Hans Fallada mit dem Orangerie-Theater und an „Making The Story“, eine Zusammenarbeit von Futur 3 mit dem Schauspiel Köln und Freihandelszone über den Krieg in der Ukraine. „Politische Aufklärung mit künstlerischen Mitteln in avancierter Form“, so das Jury-Lob. Bei der Fallada-Interpretation überzeugten die beiden Darsteller mit ihrer „beklemmenden Eindringlickeit, mit all ihren Ängsten, Zweifeln und schließlich ihrem Mut.“

Kölner Theaterpreis

Gefeierter Schlusspunkt dann die Auszeichnung für das beste Theaterstück: „35 Tonnen“, in dem das Nö-Theater vom Kampf der Polizei und Zoll gegen den internationalen Drogenschmuggel erzählt. Das Team konnte sich über 10.000 Euro freuen, gestiftet vom Kulturamt der Stadt Köln und der Sparkasse KölnBonn.

Das Kollektiv vom „Nö-Theater“ lieferte mit „35 Tonnen“ das beste Theaterstück des Jahres. – Foto: JS

Knapp zwei Stunden dauerte die Veranstaltung. Die SK Stiftung Kultur, traditionell Gastgeber des Abends, hatte auf die gewohnten Stuhlreihen verzichtet und stattdessen überwiegend Stehtische und Barhocker aufgestellt. Viele mussten stehen, hatten keine gute Sicht, was nicht allen gefiel. Souverän moderierte Irene Schwarz (NN-Theater) die Preisverleihung, für musikalische Begleitung sorgte das Duo „Toi et Moi“.

Als Gast nicht vermisst wurde nach seinem umstrittenen Auftritt im Vorjahr Kölns Kulturdezernent Stefan Charles. Auf Nachfrage erklärte er, dass er im Jahr 400 bis 500 Abend-Einladungen erhalte, da könne er nicht jede annehmen. Stattdessen habe er als Vertreterin der Stadt Juana Christina von Stein geschickt, die neue Leiterin des Kulturamtes. Das sei gut für ihre Bekanntheit.