Käthe-Kollwitz-Museum nach Generalsanierung wiedereröffnet
Knapp drei Jahre dauerte es, das Käthe-Kollwitz-Museum einer Grundsanierung zu unterziehen – für Köln eine Rekordzeit – „nur etwas länger als geplant“, so Kreissparkassen-Vorstands-Vorsitzender Alexander Wüerst. Rund vier Millionen Euro kostete sie. Jetzt wurde das Museum im 4. Stock der Kreissparkasse-Köln-Zentrale wiedereröffnet, passend zum 80. Todestag der Künstlerin und zum 40-jährigen Bestehen des Hauses. Unter dem Titel „Kollwitz neu sehen“ warten auf die Besucher rund 150 Druckgrafiken, Zeichnungen, Plastiken und Gemälde, ausgesucht aus der über 1000 Werke umfassenden Sammlung – die weltweit größte.

Käthe Kollwitz: „Selbstbildnis en face mit rechter Hand“ (um 1893/94, farbige Kreide auf olivbraunem Tonpapier) – Dauerleihgabe aus Familienbesitz
im Käthe Kollwitz Museum
Köln
Unter den Exponaten sind 20 Neuerwerbungen und 10 neue Dauerleihgaben. Vieles davon erstmals öffentlich gezeigt. Darunter auch ein Selbstporträt in Pastell, entstanden um 1893/94, eine Dauerleihgabe aus Privatbesitz. Es empfängt die Besucher, wenn sie vom Eingang die Treppen hinunter in den unteren Ausstellungsbereich steigen. An der Raumaufteilung wurde nichts geändert, wohl aber an der Beleuchtung, jetzt mit LEDs. Zum Energiesparen trägt auch eine moderne Klimaanlage bei. Ausgebaut wird noch der „Eingang“ zum Museum in der Passage vom Neumarkt aus. An der Fassade soll künftig auch ein Schriftzug auf das Museum hinweisen.
Themen, die noch heute aktuell sind
Neben dem Selbstporträt ist die Ausstellung – chronologisch aufgebaut auf rund 1.000 Quadratmetern – in die für die Künstlerin typischen Themen gegliedert, die auch heute noch aktuell sind. Sie stehen Kollwitz’ soziales und politisches Engagement: Der Einsatz für Frieden, die Solidarität mit Frauen, der Kampf für das Recht auf Abtreibung, Mutterschaft, Armut, der Tod. Und immer auf der Seite der Schwachen. Dazu bekannte Zyklen wie der „Bauernkrieg“. Die Zusammenstellung soll den „neuen Blick“ auf Kollwitz fördern. Weitere Kapitel sind dem Aufenthalt in Paris gewidmet, ihren Plakaten und den Turbulenzen der Weimarer Republik.

Mutterliebe – ein zentrales Thema von Käthe Kollwitz. Hier einmal als Bronzeplastik (Modell 1932-36, Guss 1984) und als Kohlezeichnung (1932). – Foto: JS
Begleitet wird die Schau von neuen Vermittlungsangeboten. Neben zwei Filmen etwa eine Vitrine mit einem Überblick über die von Kollwitz genutzten Drucktechniken. Ein „Plakatomat“ lädt über einen Bildschirm als Leinwand zu eigenen künstlerischen Entwürfen ein. Ein Höhepunkt ist die über eine Wand ausgebreitete Reise-Biografie von Käthe Kollwitz (1867-1945), angereichert mit kleinen den meisten wohl unbekannten Anekdoten. Etwa dass sie als junge Studentin 1904 auf einer Rundreise durch Italien einen Revolver zum Selbstschutz mit sich trug und sie und ihre Begleiterin unter Kakerlaken im Hotelbett litten. Oder dass ihr 1927 bei einem Besuch mit ihrem Ehemann in Moskau Geld gestohlen wurde und sie mit einer geliehenen Hose zurück nach Berlin reisen musste.

Eine Landkarte in der neuen Ausstellung zeigt die Käthe Kollwitz’ Reisen durch Europa. – Foto: JS
Museum entstand eher aus Zufall
Dass das weltweit führende Kollwitz-Museum ausgerechnet in Köln entstand, ist eher einem Zufall zu verdanken. Der damalige Vorstand griff zu, als sich eine hier lebende Kollwitz-Erbin von ihrem Kunstbesitz trennen wollte. Die Stadt hatte kein Geld – und so kaufte die Kreissparkasse die über 60 Arbeiten. Der damalige Vorstand hatte sich verpflichtet, die Bilder öffentlich auszustellen und niemals zu verkaufen, dazu da Gesamtwerk wissenschaftlich aufzuarbeiten. Diesem Anfang fühlt sich der Träger bis heute verpflichtet. So ist eine Stiftung geplant, an der sich neben der Kreissparkasse auch Sammler und Käthe Kollwitz’ Urenkel Jan beteiligen.
„Kollwitz neu sehen“ – bis 15. März 2026. Käthe-Kollwitz-Museum Köln, Kreisparkasse Köln, Neumarkt 18-24. Tel. 0221 / 227 28 99, www.kollwitz.de, Öffnungszeiten: Di-So und Feiertags 11-18 Uhr, jeden 1. Donnerstag im Monat 11-21 Uhr. Eintritt 8/4 Euro, freier Eintritt für alle unter 18 Jahren. Anfahrt: KVB Tramlinien 1, 3, 4 , 7, 9, 16, 18 (Neumarkt); Bus 136, 146 (Neumarkt)