Marlene Dietrich und Edith Piaf: Sie lernten sich erst spät in ihrem Leben kennen, schätzten sich und waren wohl auch – trotz aller Unterschiede – ein Liebespaar. Wie das zusammengehen konnte, erforscht jetzt im Theater der Keller die Mezzosopranistin Paula Götz in „Marlene Piaf“.
Immer wieder wechselt Götz, die erst im Vorjahr ihre Ausbildung an der Schauspielschule der Keller abschloss, die Rollen. Steht im engen schwarzen Kleid als Piaf auf der Bühne, dann im Trenchcoat oder mit Zylinder als Dietrich. Nur ihre langen blonden Locken passen zu keiner der Dargestellten, betonen die individuelle Persönlichkeit der Schauspielerin. Abwechselnd sinniert sie über ihr jeweiliges Selbstbild und wie sie die berühmte Kollegin sieht. Ein großer Spiegel hilft bei dieser Selbstbetrachtung.
Tagebücher der beiden Sängerinnen dienen dabei als Grundlage. Es geht um Höhen und Tiefen, Erfolge und Enttäuschungen in Karriere und Privatleben. Um Männer, um die Bühnenkleidung, ums Schminken. Und besonders bei Piaf um den sozialen Aufstieg vom Bordell zum gefeierten Chanson-Star. Knifflig das Verhältnis der beiden zur NS-Diktatur. Die deutschen Besatzer mochten die Piaf, und Goebbels lockte die Dietrich mit einer Filmrolle. Doch die war schon früh in die USA ins Exil gegangen, trat im Zweiten Weltkrieg vor GIs an der Front auf. Ihre Rückkehr nach Deutschland gefiel nicht allen. Problematisch für die Dietrich auch, dass ihre Schwester mit ihrem Mann im Konzentrationslager Bergen-Belsen ein Kino für die Wachmannschaft betrieben hatte.
Neben all diesen überzeugend und individuell vorgetragenen Fakten sind die Songs der beiden der zweite Schwerpunkt dieses Abends. Und singen kann Paula Götz, vielleicht nicht mit dem total gleichen Tonfall ihrer Vorbilder, aber mitreißend allemal. Sie zieht quer durch deren Repertoire der beiden. Natürlich sind die „Klassiker“ dabei: „La vie en rose“ ist dabei, „May blue heaven“ oder „L’aacordeoniste“. Und natürlich „Lili Marlen“ und „Non, je ne regrette rien“. Einfühlsam und perfekt begleitet wird Paula Götz von Gleb Tchepki am Klavier.
Nach gut 70 Minuten ist Schluss. Der Beifall des Publikums ist dem Bühnenduo sicher. Und das bedankt sich dafür noch mit Dietrichs „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ und Piafs „La Foule“ als Zugabe.
„Marlene Piaf“ – die nächsten Vorstellungen: 21. Oktober, 4. November (jeweils 20 Uhr), 30. November (18 Uhr). Theater der Keller, Siegburger Str. 233 (Halle im Hof), 50679 Köln-Deutz, Tel. 0221 – 31 80 59. www. theater-der-keller.de. Anfahrt: KVB-Linie 7 (Poller Kirchweg)